Schweiz: Wo Sport und Leben im Einklang sind

Was fällt Ihnen ein, wenn Sie das Wort „Schweiz“ hören? Wahrscheinlich Schweizer Uhren – genauso zuverlässig wie ihre Banken. Vielleicht die Alpen und grüne Wiesen. Vielleicht Käse. Manche würden sagen, die Schweiz sei ein Land der Reichen oder eine Nation, die grossen Wert auf die Wahrung ihrer Neutralität legt.

Die Alpen und grüne Wiesen

Für mich ist die Schweiz jedoch in erster Linie ein Land der Sportler. Nicht der Profisportler. Hier ist der Breitensport König.

Fast jeder treibt Sport, in jedem Alter, überall, von der Kindheit bis ins hohe Alter. Dieser aktive Lebensstil erklärt wahrscheinlich, warum die Schweizer die höchste Lebenserwartung in Europa haben und weltweit nach Japan an zweiter Stelle stehen (die aktuelle Lebenserwartung für die Schweiz im Jahr 2025 beträgt 84,49 Jahre, ein Anstieg von 0,14 % gegenüber 2024 – Quelle in den Kommentaren verlinkt). Der Ausdruck „er/sie hat mit zunehmendem Alter zugenommen“ trifft auf sie überhaupt nicht zu. Und meiner Meinung nach prägt die Liebe zum Sport den Charakter und die Mentalität der Schweizer.

Fussball auf der Wiese

 

Um zu veranschaulichen, wie beliebt Sport hier ist, möchte ich ein persönliches Beispiel nennen. Mein Sohn und ich spielen Badminton – natürlich jeder auf seinem eigenen Niveau. Stellen Sie sich nun Folgendes vor: Jedes Wochenende finden in der ganzen Schweiz Badminton-Turniere statt. Laut dem nationalen Verband dürfen an einem Tag (sprich: an einem Wochenende) nicht mehr als sechs Turniere stattfinden. An jeder Veranstaltung nehmen durchschnittlich 150 bis 300 Spieler teil. Die Sportler kommen früh am Morgen an und verbringen den ganzen Tag in der Sporthalle – sie feuern ihre Teamkollegen an, unterhalten sich, essen Snacks, schauen sich andere Wettkämpfe an und so weiter und so fort.

Der Badmintonsporthalle in der Schweiz
Der Badmintonsporthalle in der Schweiz

Und die Trinkkultur? Minimal. Denn am Wochenende geht es darum, die beste Leistung zu erbringen. Bei diesen Turnieren spielen lokale Stars neben Amateuren wie mir, nur in unterschiedlichen Kategorien. Mein Sohn spielt beispielsweise bereits in Kategorie 1 oder 2, während ich meistens in der vierten Kategorie verliere. Es gibt separate Wettbewerbe für Jugendliche und Senioren sowie Elite-Turniere.

Neben diesen Veranstaltungen gibt es auch nationale Ligen – Clubmeisterschaften mit sechs verschiedenen Stufen. Die oberste Stufe ist so wettbewerbsintensiv, dass die Schweiz Spieler rekrutiert, die auf der Weltrangliste auf den Plätzen 30–70 stehen.

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Die echte Geschichte: Aktives Zuhören

Um an Wettkämpfen teilzunehmen, muss man natürlich trainieren. Rechnen wir also mindestens 3–4 Stunden Trainingszeit pro Woche hinzu.

Für die Bevölkerung des Kantons Freiburg – etwa 340.000 Menschen – gibt es 21 Clubs, in denen man regelmäßig Badminton trainieren und spielen kann. Und das für eine Sportart, die nicht einmal unter den zehn beliebtesten (und am besten gesponserten) Sportarten in der Schweiz ist.

Meine jüngere Tochter hat ein Jahr lang Fußball gespielt und ein paar Monate lang schwimmen geübt; das System dort ist mehr oder weniger ähnlich.

Schweizer Lebensstil

Zusätzlich zum Sportunterricht in den Schulen findet eine jährliche „Sportwoche“ statt. Jeder Schüler hat zwei Trainingseinheiten pro Tag, morgens und nachmittags. In der Regel wählen die Kinder im Voraus Sportarten aus, die sie interessieren.

In der Bucht hat auch die Inklusion Priorität. Für sehbehinderte Sportler haben lokale Sport-Freiwillige eine Lösung gefunden: Tandemfahren auf speziellen Zweipersonenrädern. Die Radsaison dauert von März bis Oktober und bietet Fahrten, die von lokalen Touren bis hin zum interkantonalen Austausch mit anderen Teams reichen.

Das Rattandem in der Schweiz

Ich habe einmal gelesen, dass Sport, insbesondere Wettkampfsport, notwendig ist, um unsere sogenannte dunkle Seite auf ökologische Weise zu nähren. Um Aggressionen abzubauen. Um zu schreien. Um zu schwitzen, aber um Erster zu werden. Um den Gegner zu vernichten. Um sein Territorium zu erobern. Um mit einem eleganten Schlag zu töten (wenn der Schlag nicht so elegant, sondern eher hart ausfällt, entschuldigt man sich hier normalerweise dafür, das ist unglaublich süß – etwa so: „Entschuldigung, ich habe dich getötet, weil du dich so schlecht positioniert hast“). Und ich habe oft das Spiel lächelnder, höflicher Mädchen beobachtet. Wie hart sie manchmal zuschlagen!

Übrigens gibt es sowohl beim Tennis als auch beim Badminton einen Schlag, der wörtlich als „Kill Shot“ bezeichnet wird – das Töten oder Net Kill. Denken Sie nur einmal darüber nach.

Und genauso wichtig ist, dass man im Sport lernt, wie man verliert. Wie man mit Stress umgeht. Wie man nach vorne schaut und einen verlorenen Punkt oder sogar ein Match hinter sich lässt. Es ist schwer zu sagen, welche Lektion wertvoller ist. Ich denke, beides.

Sport in der Schweiz

… Und dann, nach all dem Wettkampf, kehren dieselben Menschen in ihren Alltag zurück – nach Hause, zur Schule, zur Arbeit – lächelnd, höflich, geduldig und ruhig. Sie sind auch freundlich und friedlich, und sie haben bereits gelernt, wie man verliert.

Ach ja, und noch etwas: Sport ist die ultimative Ablenkung von den Problemen des Lebens. Wenn man spielt, existiert man nur im Moment, so klischeehaft das auch klingen mag. Wenn Sport weltweit so beliebt wäre wie in der Schweiz, dann hätte es schon lange keine Kriege mehr gegeben, das versichere ich Ihnen. Dank dieser Mentalität würde jeder diese Neutralität bewahren, die so schweizerisch ist.

Aber hier kommen wir wieder zu der Frage, was zuerst da war, das Huhn oder das Ei. Das heißt, die Schweizer Mentalität ist so, wie sie ist, weil sie Sport treiben und sich viel bewegen, oder umgekehrt, sie bewegen sich viel, weil sie eine solche Mentalität haben?

Ich weiss es ehrlich gesagt nicht.

Der Schweiz Ausblick

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